SYSTEMISCHES UND ZAHNMEDIZINISCHES RISIKO

Entzündungsherde in der Mundhöhle können bei einer Schwächung des Organismus, z.B. durch Dekompensation einer chronischen Erkrankung, durch die Entstehung einer neuen Erkrankung sowie auch durch bestimmte Behandlungsverfahren Schäden an entfernten Organen oder im gesamten Körper auslösen. Aus diesem Grund wird der Zahnarzt häufig gebeten, „eine fokale Infektion odontogenen Ursprungs auszuschließen“. Die verschiedenen pathologischen Zustände der Mundhöhle bergen unterschiedliche Risiken in Bezug auf die Entwicklung lokaler Entzündungen oder entfernter infektiöser Komplikationen. Ebenso sind verschiedene Grunderkrankungen oder verschiedene therapeutische Verfahren mit einem unterschiedlichen Risiko für infektiöse Komplikationen verbunden.

Zur besseren Orientierung finden Sie auf dieser Website Tabellen, in denen die verschiedenen Krankheiten und Behandlungsmethoden nach ihrem Risikopotenzial in Bezug auf Infektionsherde in drei Kategorien (geringes, mittleres und hohes Risiko) eingeteilt sind. Es handelt sich sowohl um die Tabelle „Zahnmedizin“, in der die pathologischen Zustände der Mundhöhle aufgeführt sind, als auch um ähnliche Tabellen für die einzelnen medizinischen Disziplinen.

Sobald ein Patient sowohl in Bezug auf die Grunderkrankung als auch in Bezug auf den zahnärztlichen Befund klassifiziert ist, können verschiedene Risikokombinationen vorliegen. Die „Ampeln“ im Abschnitt „Systemisches und zahnmedizinisches Risiko“ geben Hinweise, wie in der jeweiligen Situation vorzugehen ist.

Um die Kommunikation zwischen dem Zahnarzt und überweisendem Facharzt zu erleichtern, gibt es ein Musterformular für einen Überweisungsschein an den Zahnarzt.

Die Ampeln:
Die Risikostufen für bestimmte Erkrankungen oder Behandlungsmethoden entsprechen den Farben der jeweiligen Ampel (hohes Risiko = rot, mittleres Risiko = gelb, geringes Risiko = grün*). Für jede mögliche Kombination wird eine grundsätzliche Empfehlung für eine geeignete Behandlung gegeben.

*Patienten mit völlig gesundem Gebiss sind sozusagen 3 x grün – ohne Risiko

Systemisches Risiko

Zahnmedizinisches Risiko

Kein zahnmedizinisches Risiko:

  • Alle vorhandenen Zähne sind vital oder gut endodontisch behandelt, ohne erweiterten Periodontalspalt
  • Keine Gingivitis vorhanden
  • Gute Mundhygiene

Jede Art von systemischem Risiko:

  • Die Ausstellung der Bescheinigung liegt in der alleinigen Verantwortung des behandelnden Zahnarztes.

Systemisches Risiko

Zahnmedizinisches Risiko

Geringes zahnmedizinisches Risiko:

  • Wurzelkanäle ausreichend behandelt – Lamina corticalis intakt, periapikaler Raum bis 2 mm
  • Wurzelkanäle nicht ausreichend behandelt – Lamina corticalis intakt, Spalt nicht erweitert
  • Retinierte Zähne
  • Zahnmarknahe oder ins Zahnmark eindringende Karies ohne periapik. Aufhellung
  • Mangelhafte Mundhygiene ohne klinischen Befund am Zahnhalteapparat
  • Gingivitis ohne unechte Zahnfleischtaschen

Geringes und mittleres systemisches Risiko:

  • Die Ausstellung der Bescheinigung liegt in der alleinigen Verantwortung des behandelnden Zahnarztes.
  • Angemessene konservierende Behandlung und Korrektur der Zahnhygiene entsprechend der zur Verfügung stehenden Zeit.

Systemisches Risiko

Zahnmedizinisches Risiko

Hohes zahnmedizinisches Risiko:

  • Aktive Zahnfleischtasche mit eitriger Exsudation
  • Diffuse (aktive) Parodontitis – Zahnfleischtaschen 5 mm oder mehr, BOP+
  • Parodontaler Abszess an einem mehrwurzeligen Zahn
  • Das Risiko wird in diesen Fällen durch die Wackeligkeit der Zähne und durch den Grad der Wackeligkeit erhöht
  • Fistel mit eitriger Exsudation
  • Dentitio difficilis
  • Akute apikale Parodontitis
  • Chronische apikale Parodontitis mit Fistel
  • Chronische apikale Parodontitis unbegrenzt
  • Periimplantitis IMI = 4

Geringes und mittleres systemisches Risiko:

  • Wenn die Grunderkrankung oder der Eingriff nicht akut ist, ist eine Sanierung des Gebisses angezeigt. Radikalität in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation.

Systemisches Risiko

Zahnmedizinisches Risiko

Hohes zahnmedizinisches Risiko:

  • Aktive Zahnfleischtasche mit eitriger Exsudation
  • Diffuse (aktive) Parodontitis – Zahnfleischtaschen 5 mm oder mehr, BOP+
  • Parodontaler Abszess an einem mehrwurzeligen Zahn
  • Das Risiko wird in diesen Fällen durch die Wackeligkeit der Zähne und durch den Grad der Wackeligkeit erhöht
  • Fistel mit eitriger Exsudation
  • Dentitio difficilis
  • Akute apikale Parodontitis
  • Chronische apikale Parodontitis mit Fistel
  • Chronische apikale Parodontitis unbegrenzt
  • Periimplantitis IMI = 4

Hohes systemisches Risiko:

  • Eine Untersuchung und Behandlung in der Fachabteilung ist angezeigt.

Systemisches Risiko

Zahnmedizinisches Risiko

Mittleres zahnmedizinisches Risiko:

  • Unzureichend behandelte Wurzelkanäle – Lamina corticalis intakt – Herd größer als 2 mm
  • Semi-retinierte Zähne
  • Zysten
  • Periimplantäre Mukositis IMI = 2, 3
  • Zahnmarknahe oder ins Zahnmark eindringende Karies mit periapik. Aufhellung
  • Beginnende Parodontitis
  • Furkationsbefall ungereinigt oder nicht reinigungsfähig
  • Parodontaler Abszess an einem einwurzeligen Zahn
  • Das Risiko wird in diesen Fällen durch die Wackeligkeit der Zähne und durch den Grad der Wackeligkeit erhöht
  • Chronische plaquebedingte Gingivitis mit unechten Zahnfleischtaschen

Geringes und mittleres systemisches Risiko:

  • Die Ausstellung der Bescheinigung liegt in der Verantwortung des behandelnden Zahnarztes.
  • Angemessene konservierende Behandlung und Korrektur der Zahnhygiene entsprechend der zur Verfügung stehenden Zeit. Bei Zweifeln an der Zahnprognose ist eher ein radikales Vorgehen angezeigt.

Systemisches Risiko

Zahnmedizinisches Risiko

Geringes zahnmedizinisches Risiko:

  • Endodontische Wurzelkanalbehandlung ausreichend – begrenzte chronische Parodontitis vorhanden – Lamina corticalis intakt - Aufhellung bis zu 2 mm
  • Endodontische Wurzelkanalbehandlung unzureichend – periapikal gibt es keine Erweiterung und Lamina corticalis ist intakt
  • Retinierte Zähne
  • Zahnmarknahe oder ins Zahnmark eindringende Karies++ ohne periapik. Aufhellung
  • Mangelhafte Mundhygiene ohne klinischen Befund am Zahnhalteapparat
  • Gingivitis ohne unechte Zahnfleischtaschen

Hohes systemisches Risiko:

  • Wenn die Grunderkrankung oder der Eingriff nicht akut ist, ist eine Sanierung des Gebisses angezeigt. Die Radikalität und die eventuelle Überweisung des Patienten an eine entsprechende Fachabteilung in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation.

Systemisches Risiko

Zahnmedizinisches Risiko

Mittleres zahnmedizinisches Risiko:

  • Unzureichend behandelte Wurzelkanäle – Lamina corticalis intakt – Herd größer als 2 mm
  • Semi-retinierte Zähne
  • Zysten
  • Periimplantäre Mukositis IMI = 2, 3
  • Zahnmarknahe oder ins Zahnmark eindringende Karies mit periapik. Aufhellung
  • Beginnende Parodontitis
  • Furkationsbefall ungereinigt oder nicht reinigungsfähig
  • Parodontaler Abszess an einem einwurzeligen Zahn
  • Das Risiko wird in diesen Fällen durch die Wackeligkeit der Zähne und durch den Grad der Wackeligkeit erhöht
  • Chronische plaquebedingte Gingivitis mit unechten Zahnfleischtaschen

Hohes systemisches Risiko:

  • Wenn die Grunderkrankung oder der Eingriff nicht akut ist, ist eine Sanierung des Gebisses angezeigt. Die Radikalität und die eventuelle Überweisung des Patienten an eine spezialisierte Abteilung müssen im Einzelfall je nach der konkreten Situation beurteilt werden.